Er ist erst wenige Wochen alt, aber Schüler*innen weltweit haben ihn bereits entdeckt: den Chatbot Chat GPT. Der Chatbot kann Matheaufgaben lösen, Fragen aus Physik oder Chemie beantworten, einen Aufsatz schreiben oder ein Referat zur Geschichte des ersten Weltkriegs erstellen. Der Zeitaufwand dafür geht gegen Null. Der Chatbot liefert seine Antwort innerhalb von Sekunden im besten Deutsch, sozusagen in druckfähigen Texten. Künstliche Intelligenz macht es möglich. Chat GPT ist ein erstklassiger Hausaufgabenhelfer.
Unzählige TikTok Videos animieren Schüler*innen, den Hausaufgabenhelfer auch zu nutzen. Das alarmiert Lehrer*innen und Bildungspolitiker*innen. Im Moment wird gefühlt überall über das Thema Chatbot in der Bildung diskutiert. Aber warum eigentlich?
Wo ist das Problem, wenn sich Schüler*innen Hilfe über das Internet oder jetzt von einem Chatbot holen? Ich sehe darin kein Problem. Eher eine Chance, die Chancenungleichheit zu bekämpfen. Denn mal ehrlich: In vielen Haushalten helfen Mama oder Papa bei den Hausaufgaben. Hausaufgabenhelfer gibt es also schon längst. Nur dass leider nicht jedes Kind so top privilegiert aufwächst, dass es eine Chatbot-Mama, Chatbot-Papa, oder Chatbot-Geschwister zuhause hat. Deshalb haben die Kinder aus den sogenannten „bildungsfernen Haushalten“ nicht die gleichen Chancen, wie die Kinder aus der Akademikerfamilie.
Jetzt gibt es also den Hausaufgabenhelfer für alle. Natürlich ist dies eine große Herausforderung für das Bildungssystem. Die künstliche Intelligenz wird das Thema der nächsten Jahre. Die neuen intelligenten Tools lassen sich nicht mehr aufhalten, geschweige denn aus der Schule heraushalten. KI (Künstliche Intelligenz) wird unser ganzes Leben durchdringen.
Die Aufgabe lautet jetzt anders, nämlich: Bildung neu zu denken. Auf welche Bildungsinhalte kommt es wirklich an? Welche Skills benötigt die nächste Generation für die Zukunft? Wie überprüfen wir, ob die einzelnen Schüler*innen das Lernziel erreicht haben oder nicht? Wie sieht eine zeitgemäße Hausaufgabenstellung aus?
Die Generalfrage lautet also: Welchen Herausforderungen müssen wir uns im Bildungsbereich stellen, damit die nächste Generation in der Lage ist, die Probleme von morgen zu lösen?
Eine Kompetenz muss dringend erworben werden. Nämlich die, die Wahrheit von den Fake-News zu trennen. Wir wissen alle, dass im Internet viele falsche Informationen stehen. Auch der KI-Chatbot macht grauenvolle Fehler. Wäre es da nicht sinnvoll, einen forschenden Menschen zu formen und fördern? Statt einen, der auswendig Gelerntes bei einer Prüfung abspult? Jemand, der die Fähigkeit erwirbt, die komfortablen Antworten und Lösungen aus dem Internet effektiv zu nutzen und gleichzeitig in der Lage ist, ihren Wahrheitsgehalt prüfen zu können?
„KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann“ sagte der Physiker Stephen Hawking. KI zu unserem Besten zu nutzen, das ist es, was künftige Generationen können müssen. Einen Hausaufgabenhelfer jedoch können wir jedem Kind gönnen.